IX. Jahrgang 1857

München, 9. Febr. [...] Wenn nicht besondere Hindernisse eintreten, wird die erste Strecke der Ostbahnen, jene von hier nach Freising, im kommenden Spätsommer dem Verkehr übergeben werden können. N.M.Z.

Landshut, 3. März. Der Eisenbahnbau in userer nächsten Nähe schreitet rüstig voran. Der Platz, auf dem der Bahnhof zu stehen kommt, liebt bereits offen da und der Bahnkörper beginnt sich in seiner Ausbeugung der Altdorfer Straße schon zu nähern. Mehrere Schlagwerke sind in reger Thätigkeit, um den Bau der Durchlässe zu fördern, durch welche das Howasser, welches diese Gegend fast alljährlich gleich einem See überfluthet, gehörigen Abgang finden soll, um sich nicht am Eisenbahndamm zu stauen. Die schöne Frühlingswitterung begünstigt namentlich die Erdarbeiten, was den armen Arbeitern bei ihrer harten schweren Arbeit sehr zu wünschen ist. Spätere Geschlechter mögen es wohl kaum ahnen, wenn sie behaglich auf des Dampfes Flügeln die Bahnen befahren, wie viele Schweißtropfen diese Bauten gekostet!

X. Jahrgang 1858

Landshut, 4. Jan. Einer neueren Weisung zufolge muß die Bahnlinie (Erdarbeit und Kunstbauten) von München bis Landshut Ende März gänzlich vollendet und so hergestellt sein, daß der Schienenlegung kein Hinderniß mehr im Wege steht. Man sieht demnach im Monat Juli den Probefahrten und am 6. August der wirklichen Eröffnung entgengen. (R. Pass. Ztg.)

Landshut, den 6. Juli. Die Eisenbahn naht immer mehr ihrer Vollendung. Die Flöße bringen auf der Isar fortwährend Schienen und die Schienenlegung naht sich von Moosburg her unserer Stadt. Das wichtigste Hemmnis ist nur noch die Amperbrücke bei Isareck, die jedoch auch bis Mitte August fertig werden dürfte.

Von der Donau, 6. Juli wird der Kölner Zeitung berichtet: Während wir uns bisher schmeichelten, durch die auf den 1. Okt. d. J s. festgesetzte Eröffnung der Bahnstrecke München - Landshut in eine raschere Verbindung mit der Hauptstadt zu kommen, fällt plötzlich die Nachricht, daß dieser Eröffnungstermin eine Hinausschiebung erleiden muß, wie ein kalter Reif auf unsere Hoffnungsblüthen. Man spricht von ernstlichen Differenzen zwischen dem Verwaltungsrathe der Ostbahnen und der Regierung - Differenzen, die während der letzten Sitzungen des Verwaltungsrathes sich sehr entschieden durch die Ablehnung sämmtlicher Ansinnen der Regierung äußerten. Wie uns von München berichtet wird, handelt es sich zunächst darum, ob der Verwaltungsrath bei den Waggons der Ostbahnen das norddeutsche Puffersystem oder das bei den Waggons der bayerischen Staatsbahnen eingeführte annehmen soll. [...]
*) Die ganze Sache ist zu grell aufgefaßt; wir erfahren so eben, daß die Ankunft der ersten Lokomotive in Landshut auf den 14. August festgesetzt ist und die Eröffnung der Bahnstrecke soll Mitte September zu gewärtigen sein. Die Red. D. Landsh. Ztg.

Landshut, 30. Aug. Heute Morgens ist der erste Dampfwagen, nämlich die Lokomotive "München," hier eingetroffen; ihm waren mehrere Wagen mit Eisenbahn-Material angehängt. Somit ist die ganze Bahn fahrbar; dem allgemeinen Verkehr kann sie jedoch wegen Mangels der erst herzustellenden Waggons erst im Monat November übergeben werden. Gegen Mittag ist die Lokomotive "München" wieder nach der Hauptstadt zurückgekehrt.

Landshut, 5. Sept. Der Müncher Bote schreibt: "Wie wir vernehmen, ist nun definitiv bestimmt, daß die erste fertige Strecke derbayerischen Ostbahnen, die Linie München-Landshut, am 1. November d. Js. eröffnet wird." - Dagegen berichtet her Münchner "Bayerische Kurier": "Die Eisenbahn von hier bis Landshut wird gutem Vernehmen nach doch vor Beginn der Jubiläumsfestlichkeiten dem "Allgemeinen Verkehr übergeben werden." Letztere Nachricht verlautete auch hier in Landshut.

München, 8. Okt. Der neue Winterfahrtenplan der k. Staatseisenbahnen wird heuer ausnahmsweise erst mit dem 1. November in's Leben treten, wohl aus Berücksichtigung der bis dahin stattfindenden Eröffnung der Strecke München - Landshut.

München, 22. Oktober. Obgleich die Eröffnung der Eisenbahn von hier nach Landshut den 3. k. M. (kommenden Monates) ohne alle Festlichkeiten vor sich gehen wird, so soll doch am 28. d. M. (dieses Monats) eine Art Vorfeier der Eröffnung insoferne stattfinden, daß die Mitglieder des Verwaltungsrathes und eine Anzahl eigens geladener Gäste eine Extrafahrt von hier nach dem schönen Landshut machen werden. [...] - Die neuen Locomotiven aus der Maffei'schen Fabrik sind wahre Prachtexemplare was Solidität und Eleganz betrifft, ebenso die bis jetzt von Cramer und Klett gelieferten Personenwagen.

Postbeförderung

Landshut, 25. Okt. Wie bereits in der "Ldsh. Ztg." angezeigt wurde, wird die Strecke München - Landshut der bayerischen Ostbahnen am 3. November dem allgemeinen Verkehre übergeben. Für unsere auswärtigen Leser, die gedenken, bald den Schienenweg nach der Landeshauptstadt zu benutzen, theilen wir untenstehend den Fahrplan für den Winterdienst und morgen die Postanschlüsse an den Eisenbahnstationen mit. Kinder unter zehn Jahren werden zu ermäßigten Fahrpreisen befördert. Das Tabakrauchen ist in allen Wagenklassen gestattet. Hunde dürfen in den Personenwagen nicht mit genommen werden. Kleine, leicht tragbare Gegenstände von geringem Umfange, bis zum Gewichte von 10 Pfund, können, wenn die Mitreisenden dadurch nicht belästigt werden, von den Reisenden unter den Wagensitzen mitgeführt werden. - Mehrere Lohnkutscher von hier haben um polizeiliche Bewilligung zur Errichtung eines Eisenbahn-Omnibusses nachgesucht und dieselbe auch erhalten. [...]

X. Jahrgang 1858

Bekanntmachung

Aus München, 29. Okt. schreiben die "Neuesten Nachrichten": Die gestrige Eröffnungsfahrt der Ostbahnstrecke München - Landshut fand auf das Befriedigendste statt. Gegen 600 eingeladene Personen, unter denen sich die Mitglieder der Direktion und die k. Staatsminister Frhr. v. d. Pfordten und Graf v. Reigersberg, mehrere Staatsräthe und höhere Staatsbeamte, Offiziere etc. befanden, nahmen hieran Theil. Die 19 ½ Bahnstunden lange Strecke wurde mit Anhalten in Schleißheim, Freising und Moosburg binnen 2 Stunden zurückgelegt. Der circa 5stündige Aufenthalt in Landshut war leider wenig vom Wetter begünstigt, was übrigens die dortige gastliche Aufnahme ziemlich vergessen machte. Die trefflichen Einrichtungen der vortrefflichen Gasthöfe und übrigen Wirthschaften fanden ungetheilte Anerkennung.*) Abends halb 5 Uhr erfolgte die Rückfahrt; gegen 7 Uhr war München wieder erreicht. Ueber die Eleganz und bequeme Einrichtung der Wägen der Gesellschaft, und die sehr gut gebaute Bahn selbst, herrscht übereinstimmendes Lob.
*) Wie wir gestern in München hörten, rühmten die Münchner besonders unser altes Landshuter Bier. Die Red. d. Ldsh. Ztg.

Landshut, 4. Novbr. Nachdem am verflossenen Samstag der Winter mit kaltem Ostwind, düstern Schneewolken und wirklichen Schneeflocken bei uns angeklopft, scheint er auch wirklich heuer schon ganz und gar da bleiben zu wollen. Es wird von Tag zu Tag frischer und heute Morgens zeigten sogar die Straßen und Dächer unserer Stadt sich schon im weißen winterlichen Kleide.

Fahrplan 1860

Landshut, 4. November. In der "Allg. Ztg." wird in einem längeren Artikel über die Eröffnung der Ostbahn bis Landshut geschrieben: "Die Ostbahn durchläuftt eine wesentlich nur ackerbauende und darum wenig bevölkerte Gegend. Bis sie in ihrer Fortsetzung die Donau hei Regensburg erreicht - was, wie man sagt, in einem Jahr der Fall sein wird - dürfte der Personenverkehr nur ein mäßiger, und nur der Getreidetransport ein bedeutender sein. Die Regierung hat eine Rente von 4 ½ Prozent den Aktionären garantirt; eine Dividende wird die Bahn zunächst schwerlich abwerfen." - Wir glauben, es sei diese Ansicht richtig; denn wenn auch der Personenverkehr auf der Landstraße zwischen Landshut und München ein nicht unbedeutender war, so ist er doch nicht genügend, um eine Eisenbahn gehörig in Anspruch zu nehmen, wenn auch in Folge des erleichterten Reisens durch die Eisenbahn der Personenverkehr noch beträchtlich gehoben wird. Dagegen wird der Getreidetransport, sowie der von Vieh, von Belang sein. Von hier sind jährlich hübsche Massen Getreides nach München gefahren worden und diese gehen nun auf der Eisenbahn, was wir auch im Interesse des lieben Viehes mit Freude begrüßen. Denn bei diesen Getreidefuhrwerken wurde oft viel Thierquälerei verübt, da unsinnig aufgeladen wurde und die armen abgetriebenen Pferde solch schwere Ladungen, die sich nur mühsam bewegten, über Berg und Thal bei oft bodenloser Straße nach München schleppen mußten. Freilich wird das Fuhrwesen nun nach andern Richtungen hin sich vermehren; denn Sachkundige behaupten und wohl nicht ohne Grund, die Landshuter Schranne werde sich unter den neuen Verhältnissen bedeutend heben. So ist auch klar, daß die Häuser aus Schwaben, Würtemberg und der Schweiz bei der erleichterten Communication sich statt nach München gleich nach der niederbayerischen Kornkammer selbst begeben werden. Von allen Seiten, von der Laber, von der Donau, von der Aitrach, von der Isar, von der Vils und der obern Rott werden die Getreidevorräthe auf die Landshuter Schranne strömen. Einige Modification wird dies später, wenn die Eisenbahn auch weiter hin im Unterland fahrbar sein wird, durch die Schrannen von Geiselhöring und Straubing erleiden, aber die Landshuter Schranne wird immer ein Brennpunkt für den Getreidehandel bleiben. - Wie es Erding gehen wird, muß sich erst herausstellen.