Empfangsgebaeude

Geplante Lage des neuen Bahnhofs
Stadtarchiv Landshut (1847) Lage des alten und des neuen Bahnhofs heute
(maps.google.de, 2010) Bahnhof Landshut von Norden
Alber Emil Kirchner (1859)
Stadtarchiv Landshut Bahnhof Landshut von Südosen
Stahlstich (undatiert)
Stadtarchiv Landshut Bahnhof Landshut von Osten
Modell (2011)
Thorsten Hambusch Empfangsgebäude
Genehmigte Bauzeichnung (1857)
Stadtarchiv Landshut Empfangsgebäude (Detail) Lokomotivwerkstatt (Detail) Güterschuppen (Detail) Empfangsgebäude
(2010)
Thorsten Hambusch Empfangsgebäude
(2010)
Thorsten Hambusch Empfangsgebäude
(2010)
Thorsten Hambusch Lokomotive "Landshut"
(undatiert)
Eisengießerei J. A. Maffei, München, 1857 Ausfahrt
Kohlenzeichnung, undatiert lightbox html codeby VisualLightBox.com v5.7

Entstehung

Im Jahr 1857 wurde der erste Bahnhof, der Alte Bahnhof, in Landshut als Teil der Strecke München - Regensburg errichtet und 1858 eingeweiht. Der Betrieb endete 1880. Von seiner Existenz zeugt heute der seit 1973 denkmalgeschützte Kopfbau des ehemaligen Empfangsgebäudes.

Im Jahr 1854 begannen die Vermessungsarbeiten auf dem zukünftigen Bahnhofsgelände, welches sich direkt vor den Toren der damaligen Stadt am nördlichen Ufer der Kleinen Isar befand. Dieses Gelände war durch Hochwasser gefährdet, so dass ab 1856 Entwässerungsgräben angelegt, Erdreich aufgeschüttet und planiert sowie die Pfettrach unterführt wurde. 1857 wurden die Backstein-Gebäude errichtet, unter Leitung von Maurermeister Simon Pausinger (Empfangsgebäude) und Baumeister Johann Baptist Bernlochner (Lokomotiv-Remise). Im April 1858 errichtete man abschließend die Fachwerk-Einsteighalle. Das gesamte Gelände war von einem Zaun umgeben. Auf der Baustelle arbeiteten bis zu 700 Menschen.

Der erste Zug fuhr am 6. September 1858 in den Bahnhof ein, ein Güterzug mit 20 Güterwagen voll Baumaterial und einem Personenwagen in der Mitte. Darin befand sich Paul Camille von Denis, der Direktor der "Königlich-privilegirten Actiengesellschaft der Bayerischen Ostbahnen". Dieses Privatunternehmen war im Auftrag des bayerischen Königs für Bau und Betrieb der Strecke verantwortlich. Der fahrplanmäßige Bahnbetrieb startete - mutmaßlich wegen fehlender Personenwagen verspätet - am 3. November 1858, jedoch ohne Eröffnungsfeierlichkeit. Diese sollte nach Fertigstellung der Strecke zwischen Landshut und Regensburg stattfinden, ist aber nicht überliefert.

Auf dem Bahngelände

Die Ausdehnung des Bahngeländes betrug ca. 450 m mal 150 m in ungefährer Nord-Süd-Ausrichtung, knapp sieben Hektar. Das Bahngelände lag in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kloster Seligenthal. Das Ein- und Ausfahrtstor befand sich auf der Nordseite des Geländes. Der Bahnhof gliederte sich in Personenbahnhof, Güterbahnhof und vollständiges Betriebswerk.

Der Personenbahnhof umfasste das Empfangsgebäude, die offene hohe Fachwerk-Einsteighalle und den Abtritt (Toilette) sowie drei Gleise mit zwei Bahnsteigen und eine handbetriebene Drehscheibe zum Wenden der Lokomotiven. Im Kopfbau des aus Backstein errichteten, von Süd nach Nord ausgerichteten, Empfangsgebäudes befanden sich die Wohnung und das Büro des Verwalters sowie das Telegrafen-Büro. Im langgestreckten Anbau waren untergebracht: Kasse, Gepäck-Büro, Post-Büro, ein Raum für Bedienstete, Wartesaal 1. und 2. Klasse, Restaurant, Wartesaal 3. Klasse und Wartesaal Seiner Majestät des Königs (!).

Der Güterbahnhof: Güterschuppen, drei handbetriebene Wagendrehscheiben neben der Ladestraße, eine handbetriebene Wagendrehscheibe zur Brückenwaage sowie ein Abtritt. Der Güterschuppen hatte sowohl auf der Gleisseite als auch auf der abgewandten Seite je eine Laderampe.

Zum Betriebswerk gehörten eine Lokomotiv-Remise, eine Wagenremise mit handbetriebener Schiebebühne sowie eine Lokomotiven-Bekohlung, ein Wasserhaus mit Kohlenbunker, Wasserkräne, Schlackengruben sowie ein Abtritt einschließlich Waschraum. Im Gebäude der Lokomotiv-Remise befanden sich fünf Stellplätze, eine Werkstätte, Büro, Magazin, (Lok-) Führerzimmer und eine Dampfpumpe. Diese diente dem Befüllen des Wasserbehälters. Somit waren die vollständige Versorgung und Wartung sowie Übernachten der Lokomotiven möglich. Die Wagenremise beherbergte sechs Stellplätze mit Platz für 12 Wagen.

Fahrbetrieb

Aufgrund seiner Lage wurde der Alte Bahnhof als Kopfbahnhof ausgeführt. Die Lokomotiven, welche die Personenzüge in die Einsteighalle gezogen hatten, wurden auf der im Süden anschließenden Drehscheibe von Hand gewendet und fuhren auf dem mittleren Gleis durch die Halle hindurch bis hinter die Weichen. Schließlich setzten sie zurück an den Zug, um ihn dann vorwärts weiter ziehen zu können.

In den Anfangsjahren der Bayerischen Ostbahnen wurden aus Mangel an rollendem Material neben reinen Personen- oder Güterzügen auch gemischte Züge eingesetzt. So geschehen z. B. bei der Einweihung des Landshuter Bahnhofs im Jahr 1858.

Abgebildet ist der nachfolgende Fahrplan aus dem Jahr 1860. Die Züge fuhren zunächst über die "Geiselhöringer Gabel" in Richtung Regensburg oder Passau. Später wurde dieser Umweg abgekürzt.

Abfahrt

Arbeit auf dem Bahnhof

Der Betrieb eines Bahnhofs Mitte des 19. Jahrhunderts bedeutete vor allem eins: Handarbeit und viel Personal. Signale wurden im Bahnhofsbereich mit Flaggen oder Laternen gegeben. Vor eintreffenden Zügen wurde mit Hilfe von Läutwerken gewarnt, die von der vorhergehende Station (Bahnübergang, Bahnhof) betätigt wurden. Mittels der brandneuen Telegrafentechnik konnten die Telegrafen der Bahnhöfe bereits miteinander kommunizieren.

Im Betriebswerk des Bahnhofs (nur größere Bahnhöfe hatten eins) wurden die Lokomotiven mit Betriebsstoffen versorgt und gewartet, abgestellt oder bereitgestellt. Außerdem wurden die Wagen abgestellt, bereitgestellt und gewartet. Lokomotiven wurden üblicherweise auf Drehscheiben, Wagen auf Schiebebühnen mit Muskelkraft gewendet oder dem richtigen Gleis zugeordnet.

Handarbeit waren auch die Versorgungstätigkeiten. So mußte immer wieder Kohle vom Wagen in den Bansen geschaufelt werden, um von dort in Körbe gefüllt zu werden, welche schließlich von einer Bühne in den Tender der Lokomotive entleert wurden. Ähnlich arbeitsintensiv war auch das Besanden der Lokomotiven (mit Leiter und Eimer). Lediglich das Auffüllen der Wasservorräte der Lokomotiven übernahm bereits eine moderne Dampfpumpe. Doch auch diese wollte - von Hand - mit Kohle beheizt werden.

Bedeutung der Eisenbahn

Die Erschließung einer Region durch die Eisenbahn bedeutete in der Mitte des 19. Jahrhunderts einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung, den man heute mit "Boom" bezeichnen würde.

"Vor der Eisenbahn" lebte man von den Rohstoffen, die sich unmittelbar vor der Haustür befanden oder mit Pferdefuhrwerken, Schiffen oder Flößen herbeigeschafft werden konnten. Diese wurden weiterverarbeitet und als Fertigwaren auf denselben Wegen transportiert. Ziegel, Holz, Sand und Kies - selbst der neue Landshuter Bahnhof war aus heimischen Baustoffen erbaut . Geheizt wurde seinerzeit mit Torf aus der Umgebung, sogar Lokomotiven wurden zunächst damit betrieben. Das Umland war ganz von der Landwirtschaft geprägt.

Die Eisenbahn brachte nun neue Massengüter, wie z. B. Stahl und Kohle, aber auch Pflastersteine. Andere Güter wie z. B. Holz, Getreide und Vieh, konnten nun wesentlich preisgünstiger transportiert werden. Die Eisenbahn ermöglichte somit eine industrielle Produktion und den schnellen, kostengünstigen Transport der hergestellten Waren. Sie erschloß ferner zumindest den wohlhabenden Menschen das Umland und ermöglichte Ausflüge, Tagesreisen und Fernreisen, was heute als Tourismus bezeichnet würde. Berufliches Pendeln wurde leichter. Schließlich und nicht zuletzt wurde die Eisenbahn als Truppentransporter für das Heer benutzt.